Am Nachmittag erreichen wir die brasilianische Grenze in Iñapari.
Die Ausreise aus Peru ist simpel: TIO´s vorübergehende Einfuhrgenehmigung nimmt der Beamte auf der Straße entgegen, wir lassen unsere Pässe ausstempeln und können weiterfahren.
Die Einreise nach Brasilien ist fast genauso schnell erledigt, der Grenzbeamte sehr freundlich – Stempel in den Pass (ist noch Platz da??) und ein „Herzlich Willkommen“ auf Deutsch – er war schon mal in Göttingen... ;-)
Die Straße wird schlechter und ist von tiefen Schlaglöchern übersät, deshalb wollen wir unbedingt noch vor Sonnenuntergang einen Stellplatz finden.
Unbefestigte Seitenstraßen können wir ausschließen, da die rote Erde vom Regen aufgeweicht ist und in den Fahrspuren das Wasser steht – da kommen wir nicht rein, geschweige denn wieder raus. Es ist schon fast dunkel, als wir einen befahrbaren Weg finden und einfach am Rand stehenbleiben.
Über die „Estrada do Pacifico“ fahren wir Richtung Rio Branco. Vorbei an riesigen Zebu-Herden auf endlosen Weideflächen (Brasiliens Fleischlieferanten) kommen wir bis Arcelándia und übernachten, zusammen mit etlichen Truckern, auf einem Posto mit Tankstelle, Restaurant, Duschen, etc. - wie das in Brasilien auf Überlandstrecken so üblich ist.
Der Rio Madeira ist mächtig über die Ufer getreten und wir fahren auf der erhöhten Straße wie durch ein Seengebiet, in dem die Palmen im Wasser stehen und die Weidezäune im Nass verschwinden. Es ist ein imposanter Anblick und wir halten an, um die Drohne steigen zu lassen.
Nach 435 km gönnen wir uns zum Ausklang des Tages hinter Porto Velho, auf dem riesigen Posto Miriam, ein Stück Pizza und 2 eiskalte Bier in der Kühlmanschette.
Die Prepaidkarte für mein Handy, die ich gestern Abend noch in einem Shop des Posto gekauft habe, funktioniert nicht – ich bekomme keine Netzverbindung. Deshalb stehe ich heute Morgen wieder im Laden und frage den Besitzer nach der Ursache. Mit meinem Spanisch, seinem Portugiesisch und viel gutem Willen, erklärt er mir den Grund:
Ohne die persönliche Identitätsnummer, die jedem Brasilianer schon in die Wiege gelegt wird, geht hier gar nichts...
Um meine Karte zu aktivieren brauche ich eine PIN, die ich aber – als Alemá – nicht besitze. Was nun ?? Ich muss wohl sehr unglücklich aus der Wäsche geschaut haben, denn der gute Senhor gibt sich einen Ruck, schnappt sich mein Handy und richtet die Karte mit seiner eigenen Nummer ein... Obrigada !!! Multo Obrigada !!!
Moskitostiche oder Beulenpest ??
Für den Abend finden wir eine Pousada im Nirgendwo – ein Tipp von Uwe.
Auf 400ha verfügt die „Rancho Grande“ über Gästehäuser mit 10 Zimmern, Restaurant, Pool und genügend Wiesenfläche, um sich einen schattigen Platz unter hohen Bäumen auszusuchen.
Die Nachteile der Wiese bekomme ich am nächsten Tag leider am eigenen Leib zu spüren. Die deutschstämmige Besitzerin hat zwar gesagt, dass die Mücken sie nicht stechen – ja, SIE NICHT...
Aber in mich verbeißt sich ja alles, was fliegen kann und sich von Blut ernährt... 100-fach haben mich die Mistviecher gestochen – mein ganzer Körper ist von juckenden Pusteln übersät, die sich üblerweise erst am nächsten Tag bemerkbar machen, damit den Plagegeistern die Möglichkeit bleibt 2, 3 oder 10mal zuzubeissen...
Ein Goldtopf am Ende des Regenbogens ??
Das Wetter ist durchwachsen – Sonnenschein und Regen – mit einigen schönen Regenbögen.
Wir schaffen zwischen 300 und 450km pro Tag.
Unverhofft tauchen immer mal wieder große Schlaglöcher auf, so dass es oft von Vorteil ist, hinter einem Truck herzufahren und seinen Schlangenlinien zu folgen.
Die Postos am Rande der Transoceanica sind der ideale Platz zum Übernachten – sicher und ruhig in der Nacht, bis die Trucks morgens aufbrechen...
Gelegentlich kommen Polizeistationen, aber meistens werden die einheimischen Fahrzeuge kontrolliert - und zur Not auch schon mal aus dem Verkehr gezogen ...
Wir wollen zumindest einen kleinen Vorstoß ins Pantanal, eines der größten Binnenlandfeuchtgebiete der Erde, wagen. Die Straßenverhältnisse sind gut und zwischen Cáceres und Cuiaba fahren wir südwärts Richtung Pocomé.
Da aber aus der Asphaltstraße urplötzlich eine Erdpiste wird, beschließen wir, NICHT bis Porto Jofre zu fahren, sondern an der Estancia Vitoria zu bleiben und von dort ein paar Wanderungen zu unternehmen.
Bei unserem ersten Rundgang werden wir allerdings dermaßen von Moskitos attackiert und zerstochen, dass wir das Thema Pantanal ad acta legen. Immerhin haben wir ein paar neugierige Affen vor die Linse bekommen – das muss reichen.
Zeitzonenzwistigkeiten
Über den geografischen Mittelpunkt Südamerikas - Chapada dos Guimaráes – Primavera do Leste und Pirenópolis finden wir in Itaguarú einen ruhigen Stellplatz am Sportpark.
Um 5.30h hören wir die ersten Jogger an TIO vorbeitraben. Sooo früh … ???
Ein zweiter Blick auf die Uhr bestätigt die Zeit. Das Tablet ist allerdings schon eine Stunde weiter – und mein Handy verweigert die genaue Zeitangabe indem es Home- und Roomingzeit anzeigt (such Dir was aus...)
Da Brasilien 3 Zeitzonen hat, kann es durchaus sein, dass wir – obwohl wir die Uhr vor 10 Tagen erst umgestellt haben – schon wieder eine Zone weiter sind. Das ist uns momentan aber noch egal...
Am Nachmittag erreichen wir Brasilia – die Landeshauptstadt – entworfen am Reißbrett, gebaut in nicht einmal 4 Jahren und endlich mal eine Großstadt, die ihren Verkehr im Griff hat.
Im Grundriss ist Brasilia wie ein Flugzeug konzipiert, der Verkehr wird 12-spurig längs durch den „Rumpf“ geleitet – und im imaginären „Cockpit“
haben Ministerien- und Verwaltungsgebäude sowie der Präsidentenpalast ihren Sitz.
Geschäfte, Restaurants und Wohnblocks bilden die „Flügel“.
Es gibt reichlich Parkplätze – und alle sind kostenfrei, ebenso wie der Eintritt in sämtliche Museen, Kirchen und öffentliche Gebäude.
Rings um den riesigen Stadtpark mit etlichen Sportmöglichkeiten (Laufbahn, Beachvolleyballfelder, Fußball, Tennis,...) sind große, schattige Parkplätze, die z.T. rund um die Uhr bewacht werden. Wir stellen uns auf Nr. 12 und lassen den Tag ausklingen.
Die zuvorkommende Obrigkeit ... ;-)
Am Morgen haben wir – mal wieder – 2 Polizisten vor der Tür stehen. Was sie wollen, verstehen wir auch ohne Portugiesisch-Kenntnisse: Zeigefinger ans Auge und Daumen hoch >>> Wir passen auf Euch und Euer Auto auf.
Sehr freundlich – Obrigado... Multo obrigado.
Zu Fuß machen wir uns auf, die Stadt zu erkunden – Jaron darf mit.
Von der 75m hohen Aussichtsplattform des Fernsehturms bekommen wir einen ersten Überblick, während der Wachmann solange unseren Hund übernimmt.
Vorbei an der Nationalbibliothek kommen wir zur Kathedrale von Brasilia „Catedral Metropolitana Nossa Senhora Aparecida“, entworfen von Brasiliens berühmtestem Architekten Oscar Niemeyer, gebaut wie eine Dornenkrone, halb in der Erde versenkt, mit recht nüchternem Innenraum aber beeindruckender Akustik.
Die Esplanada dos Ministérios mit sämtlichen Ministerien rechts und links der Chaussee führt uns zum „Praca dos Trés Poderes“, dem Platz der 3 Gewalten – mit Präsidentenpalast als Exekutive, Nationalkongress als Legislative und Oberstem Gerichtshof als Judikative.
Vor dem Justizpalast kommt Jaron dann endlich zur ersehnten Abkühlung, auch wenn ich ihn zu seinem Glück zwingen und in den Teich schubsen muss, denn der Angsthase kann den Grund nicht sehen und traut sich nicht, hineinzuspringen.
Uns reicht es dann aber auch, die Sonne sticht vom Himmel und wir sind schon etliche Kilometer gelaufen. Unter dem Mast der 286 qm großen Flagge Brasiliens legen wir eine Pause ein, bevor wir den Rückweg antreten und den Rest des Nachmittags in unseren Campingstühlen im Stadtpark verbringen – auch mal wieder schön nach den mehr als 4000km, die wir in den vergangenen 14 Tagen von Cusco und durch das Amazonasbecken zurückgelegt haben. Am Abend kommen unsere Security-Freunde nochmals mit dem Moped vorbei und geben uns den Tipp, dass es im Park kostenfreie Duschen gibt – so kommen auch wir noch zu einer Abkühlung nach dem anstrengenden und heißen Tag.
Am nächsten Tag fahren wir weiter - Rio de Janeiro wartet !!!
Über Belo Horizónte und Tiradentes erreichen wir nach einer Woche Petrópolis. Um die Nachmittags-Rushhour in Rio zu vermeiden, übernachten wir auf einem Parkplatz am Straßenrand und beschließen, die frühen Morgenstunden für unsere Fahrt durch die Riesenmetropole zu nutzen.
Jetzt sind es nur noch 50km...
Unser Plan geht auf und nach kaum einer Stunde liegt der Parkplatz am Zuckerhut vor uns.
Morgens um 5.00h ist es hier noch so leer, dass genügend schattige Plätze zur Verfügung stehen. Danach gibt´s erst mal Kaffee...
Pünktlich zum „Sonnenaufgang“ beginnt es zu regnen – und hört für den Rest des Tages nicht mehr auf. Wir können nur hoffen, dass Petrus ein Carioca ist und uns morgen ein bisschen Sonne schickt.
Unser erster Rundgang ist gerade beendet , als wir vor der Tür ein fröhliches "Guten Morgen" hören...
Der Tai-Chi Kurs am Strand ist wegen Regens ausgefallen, da sind Jutta und Valeria auf ein kleines Schwätzchen bei uns stehengeblieben.
Am nächsten Morgen ist es trocken und wir fahren mit der Seilbahn auf den 395m hohen Páo de Azucar.
Trotz der Wolken haben wir einen unbeeinträchtigten Blick auf die Hochhäuser und Strände, sowie die Favelas, die sich am Rande der Riesenmetropole die Berghänge hinaufziehen. Gigantisch...
Am Nachmittag darf Jaron mit zur Copacabana – ein MUSS, wenn man Rio besucht, ebenso wie die obligatorischen Caipirinhas an der Strandbar.
Die Nacht war kurz und unruhig. Gestern Abend haben sich 5 VW-Bullis auf dem Parkplatz zusammengerottet und ihre feierwütigen Insassen ausgespuckt, die bis in die frühen Morgenstunden in Partylaune waren. Der 6.23h Weckruf für die Kadetten der Militärakademie fällt heute zwar aus, aber da die Parkplatzwächter und ersten Jogger um 6.00h loslegen, ist an Schlaf nicht mehr zu denken, so dass wir beschließen, ein Häuschen weiter zu fahren – aber nicht, ohne den herrlichen Sonnenaufgang mit der Drohne festzuhalten.
In Rio´s Jardim Botánico finden sich auf ca. 140ha Fläche 6500 – teilweise vom Aussterben bedrohte - Pflanzenarten. Er zählt zu den 10 wichtigsten seiner Art weltweit. Die 128 Palmen der Hauptallee stammen z.T. noch aus der Gründung des Gartens im Jahre 1808.
Hauptattraktion ist unumstritten die größte Seerose des Amazonas „Vitória Regia“, deren Blätter 2 Labradoren einen Schlafplatz bieten könnten.
Am nächsten Morgen scheint das Wetter ideal, um den 710m hohen Corcovado in Angriff zu nehmen... keine Wolke am Himmel. Wir nehmen ein Taxi nach Cosme Velho und stehen unter den ersten Besuchern, die kurz nach 8.00h mit der Zahnradbahn hinauffahren, aber auf halber Höhe schauen wir uns verdutzt an: Wo kommt denn jetzt der Nebel her? Das darf doch nicht...!! Der war doch eben noch nicht...!!
Aber jetzt ist es zu spät. Als wir die Statue nach Liftfahrt und Rolltreppe endlich erreichen, können wir durch ein kleines Fenster die Häuser und Strände von Rio gerade noch erkennen – ansonsten nur dicke Suppe. Aber Petrus hat ein Einsehen: Immer mal wieder reißt die Nebelfront auf, der blaue Himmel blitzt durch und gewährt uns einen Blick in die Tiefe und auf den „Cristo Redentor“.
Wer jetzt fotografieren möchte, muss schnell sein.
Amüsiert beobachten wir einen Touristen, der umständlich seine dicke Canon Spiegelreflexkamera auf einem kleinen Gorilla-Pad Klemmstativ ausrichtet, aber immer, wenn er sich in Positur gestellt hat, um ein Selfie zu schießen, ist Cristo schon wieder von der Bildfläche verschwunden... ;-)
Aber dann reißt der Himmel doch noch für einen längeren Zeitraum auf und alle sind glücklich.
Besser hätte das Wetter nicht sein können.
Fleisch bis zum Abwinken ...
Mittags sind wir mit Julia verabredet. Die Tochter unserer Freundin wohnt seit 8 Jahren hier und der Besuch ist schon lange geplant. Wir freuen uns !!
Ihre beiden Hunde Ralfi und Cuca sind von Jaron begeistert, so dass wir den Nachmittag beruhigt am Pool verbringen können und anschließend in die Churrascaria fahren... sooo viel Fleisch haben wir lange nicht mehr gegessen.
Man könnte in Rio sicherlich noch etliche Tage verbringen, Besichtigungen machen, Strände besuchen, Cocktails schlürfen, … aber 5 Tage reichen uns.
Zwischen Rio de Janeiro und Santos (São Paulo) erstreckt sich die Costa Verde, eine der schönsten Küstenlandschaften Lateinamerikas mit kilometerlangen Sandstränden.
Kurz hinter Angra dos Reis finden wir eine einsame Bucht, die wie geschaffen ist zum Relaxen und Baden.
Allerdings waren die jungen Leute, die vergangene Nacht noch ein Bad in der Lagune genommen haben, wieder einmal ausgesprochen schwerhörig.
Eigentlich lohnt es sich nicht mehr, über diese ausgesprochen lästige Plage zu schreiben: Sie kommt, strapaziert Lautsprechermembran und Trommelfelle auf´s Äußerste... und geht wieder. Der Rest der Nacht ist dann allerdings gelaufen.
Bevor wir das Theater noch für eine weitere Nacht riskieren, fahren wir lieber weiter und suchen uns für die nächsten Tage einen Campingplatz, der hoffentlich ein bisschen mehr Ruhe bietet.
Ubatuba ist für seine 72 Strände und 10 Inseln bekannt und trägt auch den Spitznamen "Capital do Surfe" - Hauptstadt des Surfens. Die Pousada „Golfinho“ hat einen kleinen Platz für Overlander. Daryl kommt mit seiner Familie ursprünglich aus Südafrika, spricht englisch und ist sehr hilfsbereit. Mit viel Geschick passt TIO durch das enge Tor und neben die tief hängenden Äste – sieht gemütlich aus. – wir bleiben 5 Tage an diesem herrlichen Ort, faulenzen, erkunden die Gegend und genießen am Abend frischen Thunfisch - mariniert, mit warmem Brot und einem leckeren Tomatensalat von Gary – aus Aachen.
Am Wochenende regnet es... fast wie in Deutschland - nur, dass es hier niemanden stört, denn es ist warm und man verbringt den Tag am Strand – vorzugsweise im Wasser, wo man ohnehin nass wird, also: Was soll´s ???
Vorbei an der Mega-City Sao Paulo und Santos folgen wir weiterhin der Küstenstraße um in Itanhaem auf dem Campingplatz Club de Brasil (mit Strom und Klimaanlage) zu übernachten - allerdings scheint dieser seine Pforten dauerhaft geschlossen zu haben. Aufgrund der schlechten Kritiken im iOverlander wundert uns das nicht wirklich...
Schräg gegenüber stehen ein paar Kioske unter Bäumen am Strand. TIO passt so gerade unter den Ästen durch und wird – mit traumhaftem Blick auf den weiten Sandstrand – im Schatten abgestellt.
Trotzdem wir die Nacht extrem warm: Unser kleiner Ventilator muss pausenlos gegen 28°C ankämpfen, ohne die Luft wirksam abkühlen zu können. Nach einem letzten Bad im lauwarmen Meer verziehen wir uns in die „Berge“.
60km Luftlinie vor Curitiba liegt der Posto Alpino II auf 760m Höhe, es wird neblig, regnet leicht und die Temperaturen fallen auf angenehme 21°C.
Der kleine Campground von Iguazú Paraná und seiner Frau Sylvia liegt am Rande von Curitiba. Wir dürfen einen Tag kostenlos auf dem Wiesengrundstück übernachten. Durch das enge Tor passt TIO nur mit eingeklappten Seitenspiegeln. Iguazú (so heißt er wirklich!!) führt uns anschließend herum, präsentiert stolz seinen Willy-Jeep, an dem er herumbastelt, und lädt uns spontan zum Essen ein. Auch am Abend sitzen wir mit ihm und seinen Freunden in fröhlicher Runde und tauschen Reiseerlebnisse aus – in englisch, spanisch und portugiesisch...
In Brasilien ist es deutlich schwieriger als in Argentinien oder Chile schöne, freie Stellplätze zu finden. Man ist meistens auf Postos oder Campgrounds angewiesen.
Camping Rota das Praias in Balneario Camboriú ist einer von der gehobeneren Sorte: Eingezäunt, heiße Duschen, WLAN, Strom und für jeden Stellplatz jeweils einen Wasseranschluss und eine Entsorgungseinheit. Wir legen einen Tag Pause ein und schlendern mittags durch das Viertel, um Jaron eine Abkühlung zu gönnen. Knapp 2000 Hochhäuser prägen die Stadt, die während der Hauptsaison und zum Oktoberfest im 80km entfernten Blumenau mehr als ½ Mio. Besucher anzieht.
50.000 gefahrene Kilometer in Südamerika -
das muss gefeiert werden...
Kurz hinter Florianopolis verlassen wir die Küstenstraße und fahren in die Aparados da Serra, wie sich das Bergland an der Bruchkante der Hochebene zur Küstenregion zwischen Santa Catarina und Rio Grande do Sul nennt. Sie grenzt an die Serra Geral, ebenfalls ein Nationalpark im Bereich der Mata Atlântica, dem atlantischen Regenwald.
Landgüter mit Pferdezucht dominieren die Gegend, die durchzogen ist von tiefen Schluchten und Canyons mit hohen Wasserfällen. Der Parkplatz vor der Kirche in Urubici erfüllt sämtliche Übernachtungswünsche an einem Samstag: eben, gepflastert, sicher und vor allem ruhig.
Abends feiern wir den 50.000sten gefahrenen Kilometer in Südamerika mit einem guten argentinischen Rotwein.
Der Cachoeira do Avencal, ein 80m hoher Wasserfall, liegt ca. 1,5km abseits der Straße. Der Weg ist geschottert und von Schlaglöchern übersät, also stellen wir TIO am Straßenrand ab und wandern hinunter. Vom Rande der Schlucht bietet sich eine spektakuläre Aussicht in die Tiefe und als die Drohne vor dem Wasserfall schwebt ist uns beiden nicht wohl...
Die brasilianische Araukarie hat von den 19 verschiedenen Arten die größte wirtschaftliche Bedeutung, z.B. im Schiff- und Möbelbau oder für Musikinstrumente. Die gerösteten Samen dienten einheimischen Indianern als Nahrungsmittel.
Leider sind die wunderschönen Bäume einem starken Raubbau unterworfen und kaum noch in naturnahen Wäldern erhalten.
Über Bom Jardim da Serra geht es weiter zum Aussichtspunkt über den Rio do Rastro, einem großen Parkplatz mit Ausblick in einen riesigen Canyon und die Serpentinenstraße, die uns morgen ins Tal führt.
Serpentinen ohne Sicht...
Der Nebel scheint sich heute nicht mehr aufzulösen. Gelegentlich blitzt ein kleines Stück blauer Himmel durch die Wolkendecke, doch kurz darauf sieht man kaum noch die Hand vor Augen.
Die 23km lange Serpentinenstrecke zum 1200m tiefer gelegenen Dorf Lauro Müller – hier kommen die deutschen Einwanderer wieder zu Wort – soll zu den schönsten Brasiliens gehören. Den oberen Teil können wir aus oben genannten Gründen nicht beurteilen, weiter unten ist die Sicht etwas besser und bietet wirklich atemberaubende Ausblicke ins Tal. Die Serpentinen sind z.T. so eng, dass die längeren Trucks zurücksetzen müssen, um „die Kurve zu kriegen“. Die Radfahrer haben es leichter um die Kurven zu kommen, aber dieser Höhenunterschied hat es in sich - vor allem auf dem Weg nach oben...
Kurz vor Maracaja erreichen wir die Küstenstraße wieder und übernachten südlich von Torres am Strand von Itapeva.
Das Wetter lässt nach wie vor zu wünschen übrig und die kurze Regenpause wird genutzt, um Jaron beim Fussballspielen etwas müde zu machen.
Iguazú hat in den höchsten Tönen von den Canyons im Parque Nacional de Aparados da Serra geschwärmt. Größte Attraktion ist der Itaimbezinho, eine 5,8km lange und 600m tiefe Schlucht mit vielen Wasserfällen. Trotz des schlechten Wetters wollen wir unser Glück versuchen, scheitern aber hinter Cambará do Sul an der Erdpiste, die nach dem Regen nicht sehr Vertrauen erweckend aussieht und für TIO eine Zumutung wäre. Im Ort gibt es einige Veranstalter, die Touren zu den Canyons anbieten – wir übernachten vor dem Tourismusbüro und warten mal das morgige Wetter ab.
Der Morgen sieht vielversprechend aus: Über dem Bodennebel blitzt der blaue Himmel durch, jedoch anstatt aufzuklaren wird das Wetter wieder schlechter. Bei dieser Suppe wird man weder Canyon noch Wasserfall erkennen können, aber das ist typisch für diese Gegend.
Durch die „Regiáo das Horténsias“ und die Serra Gaúcha führt die Straße weiter in den Parque Estadual do Caracol, mit der Hauptattraktion der Cascata do Caracol, deren Wassermassen über einen Basaltfelsen im freien Fall 131m in die Tiefe rauschen.
Canela, Gramado, Nova Petrópolis und die folgenden Orte auf der Hortensien-Route lassen wir schleunigst hinter uns: kommerziell, touristisch überlaufen und grellbunt-kitschig österlich geschmückt... ich werde NIE wieder die Osterdekoration meiner Mutter kritisieren !!!
Die Hauptstraßen werden gesäumt von Cafés und Restaurants im Fachwerk-Stil mit Namen wie: Edelweiß-Café, Schwarzwald-Stube und Swiss Cottage...
Käme jetzt ein Hinweis auf den Sauerland-Stern, würden wir uns in Willingen oder Winterberg wähnen. Desweiteren versucht man, den einheimischen Touristen mit „Attraktionen“ wie Jurassic-Park, Alpen-Park, Agua-Erlebniswelt, Hollywood- und Dreamland Museum (was hat eine Harley Davidson mit Comicfiguren zu tun??) das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Wir flüchten an die Küste, wo die Temperaturen wieder knapp unter der 30°C-Marke liegen und der Himmel überwiegend blau ist.
Bei Cidreira, an der Lagoa da Fortaleza, ist ein ruhiger Platz auf der Wiese – ganz für uns alleine.
Karfreitag – alle haben frei, weshalb sich in unserer Nachbarschaft schon am frühen Morgen dutzende Fahrzeuge auf der Suche nach dem besten Strandzugang tummeln, wo sodann Picknickdecken und -stühle, Surfbretter, Standup-Paddel und Jet-Ski aus dem Auto und vom Hänger geladen werden. Quads, Jeeps und Sandbuggies bevölkern die Gras-Dünen-Landschaft hinter uns. Natürlich fehlen auch die obligatorischen „motorisierten Lautsprecher“ nicht, so dass wir den Rest des Nachmittags mit Oropax verbringen, während die Bässe trotzdem das Zwerchfell zum Schwingen bringen.
Heute sitzen wir es aus, denn bei Sonnenuntergang ist der ganze Spuk wieder vorbei – wenn auch nur mit Starthilfe, denn selbst die Autobatterie ist bei dieser Lärmbelästigung in die Knie gegangen.
Asphalt oder Sandpiste ???
Iguazú hat behauptet, dass man bis Mostardas 120km am Strand entlang fahren kann, aber er wusste nicht, wie wir dort mit TIO wieder auf die Straße kommen, ohne eine Kletterparty über die Dünen, wie das nur mit einem leichten Jeep möglich ist. Deshalb ist uns der Asphalt lieber – das regnerische Wetter lädt ohnehin nicht zu einer Sandfahrt ein...
Der Campground Vô Tárcio an der Lagoa dos Patos hat gute Kritiken und schnelles WLAN, aber eine miserable Zufahrt. Durch den Regen ist die Erdpiste aufgeweicht und wir rutschen wie auf Schmierseife, schaffen es aber bis vor die Haustür. Als allerdings das Internet, das wir dringend für unsere Buchung nach Deutschland benötigen, nach kurzer Zeit ausfällt, steht einer Weiterfahrt nichts mehr im Wege - bevor der weitere Regen die Rückfahrt verhindert. Dies ist eindeutig kein Strandwetter, so dass unser nächstes Ziel Rio Grande heißt.
Die Fähre von Sâo José do Norte geht angeblich nur bis 16.00h, aber es scheint, als würde wegen der Osterfeiertage eine Ausnahme gemacht. Wir reihen uns in eine lange Fahrzeugschlange ein, schaffen es um 18.00h als Vorletzte auf´s Deck und bleiben – in Rio Grande angekommen – auf dem Parkplatz an der Praca Xavier Ferreira stehen, der zwischen 19.00h und 9.00h kostenlos genutzt werden darf.
Da weder Rio Grande noch das regnerische Wetter am nächsten Tag zu einer Stadtbesichtigung einladen, lockt als nächstes die Mirim Lagune – nicht ohne einen letzten Großeinkauf im Supermarkt, denn in Uruguay ist es deutlich teurer.
Der riesige Strand würde dem Atlantik alle Ehre machen – der Sand ist fest und befahrbar, ohne Gefahr des Steckenbleibens – und wir genießen den Nachmittag, nur von einer Rinderherde umgeben, mit Blick auf´s Wasser.
Die Lagune ist internetfreie Zone - was ja manchmal ganz reizvoll ist, wenn man nicht unbedingt auf eine dringende
E-mail wartet. Überhaupt ist der ganze Küstenstreifen zwischen Cidreira und Chuy ehe spärlich vernetzt. Gute Verbindung bekommt man nur in „größeren“ Städten wie Mostardas, Rio Grande oder Santa Vitória do Palmar.
Unser letzter Stellplatz in Brasilien wird wieder unser erster Halt in diesem riesigen Land sein: Kurz vor Chuy, dem Grenzübergang nach Uruguay, fahren wir den Strand von Hermenegildo an, wo wir schon zu Beginn unserer Reise gestanden haben.
Der leichte Wind macht die Temperatur erträglich und außer ein paar Joggern und Anglern ist niemand zu sehen –
ein Traum !!!
Franjo versucht sich ebenfalls noch einmal im Fische füttern ;-) Die Köder sind tief im Sand vergraben - Muscheln... die er anhand der Luftlöcher im Sand ausfindig macht und ausgräbt. Bringt aber nichts... die Fische schlucken zwar den Köder, beißen aber nicht an ;-))))) Also wieder nur Kartoffeln und Gemüse zum Abendessen!!!
Die Tücken des Sandstrandes...
Wenn Franjo gestern nicht das Loch für die Hinterachse gebuddelt hätte, damit TIO in der Waage steht, käme TIO heute problemlos vom Strand... So braucht es aber den mehrfachen Einsatz des Klappspatens, damit er sich holpernd aus dem weichen Sand befreien kann ;-) Na ja – für irgend etwas muss die ganze Ausrüstung, die wir so mit uns rumschleppen, ja gut sein.
Die Grenzformalitäten in Chuy sind schnell erledigt – und schon sind wir in Uruguay... Das letzte Land für TIO. Am 20. April geht er in Montevideo auf die Grande Argentina, und wir setzen mit der Fähre über den Rio de La Plata und verbringen noch ein paar Tage in Buenos Aires bei Adriaan und Mary.
In Barra de Valizas können wir das schnelle WLAN des Tourist-Office nutzen, um die Brasilien-Tour auf unserer Homepage zu beenden... Ein riesiges Land mit freundlich-aufgeschlossenen und hilfsbereiten Menschen, grandiosen Landschaften und traumhaften Stränden.